Aufgewachsen in einem künstlerischen Umfeld, schwomm Alesia Verenich dennoch gegen den Strom um abseits der Akademien ihren Ausdruck zu finden. Keine Kompromisse, lautet die Devise, Zielstrebigkeit ist ihr zweiter Vorname und so ist sie ihren Weg gegangen – aus Weißrussland nach Leipzig.
Wann hast du begonnen, dich Künstlerisch auszudrücken?
Alesia Verenich: “Diese Frage ist schwierig zu beantworten. Eigentlich schon immer, aber mit Unterbrechungen. Ich stamme aus Weissrussland, genauer aus Witebsk, was u.a. die Heimatstadt von Marc Chagall ist. Zum Freundeskreis meiner Eltern zählten schon in meiner Kindheit Maler und Professoren der Kunsthochschule. Ich bekam deshal schon damals eine Art „Privatunterricht“ und den Freiraum, mich künstlerisch zu entwickeln. Mit dem Zusammenbruch der SU kam dann eine Zeit des Chaos (die 90er Jahre), welche mich auch künstlerisch prägte.
Ich entschied mich nach dem Abitur gegen ein künstlerisches Studium. Ich bezeichne mich selbst als „bewusste Autodidaktin“, denn die Kunsthochschule in meiner Heimatstadt ist bis heute sehr im Kubismus verhafte. In der Hauptstadt Minsk pflegte man die klassische Malerei. Beides hätte mich künstlerisch nicht weitergebracht. Warum ich diese Entscheidung traf, sieht man am besten in meinen Arbeiten.
Im Jahr 2000 zog ich nach Deutschland und nach einer Eingewöhnungsphase wie auch dem Verarbeiten neuer Eindrücke fing ich 2007 wieder mit der Malerei an.”
Was inspiriert Dich zu Deinen Werken?
Alesia Verenich: “Die Frage nach den Quellen der Inspiration ist wohl eine der schwierigsten Fragen überhaupt. Die einzige Antwort muss lauten: Alles Mögliche, denn Inspiration kann man nicht planen, man muss sie finden.
Ein Beispiel: Mein Mann und ich sind letztes Jahr von Leipzig nach Pegau gezogen und über Monate stand auf der B2 bei Zwenkau ein ausgebranntes Auto, welches mehr und mehr Rost ansetzte. Dieser Anblick faszinierte mich beinahe täglich und eines Tages hielten wir an und fotografierten all die kleinen Details. Verformtes Metall, geschmolzenes Plastik, zersplittertes Glas und Rost, welcher sich seinen Platz und seine Nahrung suchte. Dies war eine der besten Inspirationen der letzten Zeit.
Die 90er Jahre in meinem Heimatland haben mich geprägt. Es war eine Zeit des Chaos und des Umbruchs. Alles war in einem stetigen Prozess der Veränderung, aus dem erst wieder eine neue Art von Ordnung erwachsen musste.
Meine künstlerische Thematik sind daher Veränderungsprozesse. Diese können sowohl allumfassend sein oder im Kleinen entstehen und eher einen ruhigen Charakter haben.”
Woran arbeitest du im Moment?
Alesia Verenich: “In der Malerei arbeite ich derzeit an einem abstrakten Werk, bei dem ich neue Materialien ausprobiere und die Grenzen des Möglichen erforsche. Habe ich mich früher allein auf die Malerei fokussiert, so ist doch Veränderung mein Credo, weshalb ich mich nunmehr auch mit Fotografie und digitaler Kunst beschäftige. Zukünftig wird es wohl auch Arbeiten im Bereich Plastik und Skulptur geben. Der Schritt ins Dreidimensionale ist ja auch eine logische Evolution.”
Was beschäftigt dich neben der Kunst ?
Alesia Verenich: “Einiges. Ich veranstalte die Kunstmesse Leipzig, die jährlich im November stattfindet und bin auch leidenschaftlich gerne in meinem Garten, auf Flohmärkten, in der Natur oder in der Oper. Als Künstler muss man umtriebig sein, denn man kann nur Inspiration finden, wenn man sie sucht. Aber genauso gerne treffe ich mich mit Freunden oder meinen Mädels.”
Was verbindet Dich mit der Stadt Leipzig?
Alesia Verenich: “2009 zogen mein Mann und ich von Hannover nach Leipzig und ich war fasziniert. Leipzig war und ist eine Stadt der Veränderungen. Es gab diese wunderschönen Ecken wie das Waldstraßenviertel, die sanierten Passagen in der Innenstadt, die Plattenbauten in Grünau und überall gab es auch die zerfallenden Gebäude, manchmal direkt neben Neubauten. Es war diese Mixtur aus Werden und Vergehen, die mich in Ihren Bann zog.”
Vielen Dank für das Interview!
Facebook: Alesia Verenich
Webseite: Verenich.com